Dienstag, 8. Mai 2007

Urlaub in Australien

Während der 11.1 war ich für ein halbes Jahr in Australien. Diese Zeit war mit Abstand eine der besten die ich erlebt habe, was unter anderem auch an meiner Gastfamilie lag, wobei die Betonung mehr auf "Familie" liegt als auf Gast; gewohnt habe ich bei der Frau des Bruders meines Stiefvaters und ihren zwei Töchtern. Auch die Schule die ich besucht hab war klasse und die Stadt, Brisbane, ist noch größer als Aachen. Allerdings gab es auch ein paar kleine Angewohnheiten meiner Tante, an die ich mich erstmal gewöhnen musste; aufgefallen ist mir dies bei unserem Urlaub, als wir jeden Tag zusammen was unternommen haben. Um diese Erlebnisse zu verarbeiten habe ich angefangen einen kleinen, leicht sarkastischen Urlaubsbericht zu schreiben...

Teil 1: Die Hinfahrt


Endlich. Nach 8 Wochen nervenaufreibender Schule standen für meine Tante, meine zwei Cousinen, Eloise (6) und Kerstin (15), und mich die Ferien vor der Tür. Es sollte am Montag um 7.00 losgehen. Aus diesem Grund packte ich am Sonntagabend meine Sachen und somit stand meinerseits dem Urlaub nichts mehr im Wege. Zumindest war das bis Montag 6.15 Uhr der Fall. Abfahrbereit betrat ich die Küche. In Australien ist es aber anscheinend üblich, 30 Minuten vor der Abfahrt mit einer Zahnbürste im rechten und einem Löffel Müsli im linken Mundwinkel herumzulaufen und zu packen, wobei die raustropfende Milch, die sich mit der Zahnpasta vermischt, einfach weggewischt wird. Bei soviel Hektik ist es natürlich verständlich, dass man überhaupt nicht bemerken kann, dass die Farbe des auf links gedrehten und falsch herum getragenen Pullovers überhaupt nicht mit der Farbe der Pyjamahose harmoniert. Sollte man es dann gegen 7.15 Uhr doch geschafft haben seinen Mund leer zu räumen und sich einer zwar inoffiziellen aber dennoch geltenden Kleiderordnung bewusst zu werden, kann es dann endlich losgehen…mit Reisevorbereitungen. Ich war froh auch endlich mal etwas beitragen zu können und beförderte die doch beeindruckende Menge an Koffern in den Wagen (ich frage mich immer noch wie Frau soviel in so wenig Zeit einpacken kann) und als alle Koffer einen Platz im Auto gefunden hatten, waren die Brote geschmiert, Wasserflaschen in der Kühltasche verstaut und ein leichter Anflug von Reisefieber überkam mich.

Mit einer Verspätung, die man selbst bei der deutschen Bahn selten erlebt, fuhren wir dann los, in den warmen Norden (man, muss das für euch Europäer blöd klingen). Nach ca. 10 Minuten kam dann die erste Wortmeldung meiner liebenswerten, süßen, schnuckeligen, 6-jährigen Kusine. Der kleine Fratz wollte etwas Musik hören - Musik ihrer Lieblingsband - High 5. Ich war zu diesem Zeitpunkt jedoch zu müde um irgendetwas dagegen einwenden zu können. Heute ist mir klar, dass ich besser Amnesty International eingeschaltet hätte, denn auch musikalische Folter ist laut Menschenrechten verboten. Nach dem dritten Stück konnte ich mich schon gar nicht mehr über diese neue Art der Folter beschweren, da mir die Droge der High 5 auf Ecstasy schon sämtliche Gehirnwindungen gekappt hatte. Nach 2 weiteren Liedern sehnte ich mich nach einem Modern Talking Lied, selbst Dieter Bohlen benutzt mehr Akkorde, und als wir bei Lied 8 angekommen waren, hätte mir sogar HipHop gefallen. Damit die ganze CD aber auch pädagogisch sinnvoll ist, erklangen am Ende dieser musikalischen Massenvernichtungswaffe (wo ist George W. Bush wenn man ihn mal braucht?) sämtliche Lieder in einer Karaokeversion erneut aus den Lautsprechern. Und der kleine Fratz wollte die natürlich nicht auslassen. Nach einer weiteren halben Stunde Folter wurde dann aber endlich die CD zu meinen Gunsten gewechselt: Phantom of the Opera. Modern Talking und die Möchtegernmusiker aka Rapper waren vergessen und die ersten Akkorde der Ouvertüre ertönten. Ein Glücksgefühl durchströmte mich…das jedoch nicht lange hielt. Bei “Think of Me” besann sich der kleine Bengel neben mir auf seine Anwesenheit im Auto zurück. Es heißt unter anerkannten Musikern, dass die Rolle der Christine sehr schwer zu singen ist, was unter anderem an dem hohen E liegen könnte. Was mir auf dieser Fahrt bewiesen wurde ist, dass ein 6-jähriges, kleines Kind NICHT in der Lage ist, die Rolle der Christine zu singen und ich weiß seit dieser Fahrt ganz genau, warum 6-jährige, kleine Bälger eben genau dies NICHT tun sollten. Das hohe E hört sich nämlich einfach nur schlimm an wenn es wie ein tiefes Cis klingt; und das auch noch schräg gesungen.

Wir fuhren also weiter unserem Ziel entgegen und obwohl die Zeit rückwärts zu laufen schien, wurde es Mittag. Zudem fuhren wir gerade durch ein sehr schönes Städtchen mit den verlockendsten Angeboten für einen 16-jährigen Teenager der nicht gefrühstückt hatte: Burger King, McDonalds, Kentucky Fried Chicken, Subway… Was will man eigentlich mehr? “Ein gemütliches, zur Umgebung passendes Café” entschied meine Tante. Dass ich fieberhaft nach etwas suchte mit dem ich sie zu einer Notbremsung zwingen konnte, entging ihr jedoch. Wir fuhren also weitere 2-3 Stunden bis wir besagtes Café gefunden hatten: “Eine gemütliche, zur Umgebung passende Pommesbude mit Plastikstühlen an der Hauptstrasse!” Hier aßen wir also zu Mittag bevor es dann weiterging, und wir im Auto die zweite Drogen-CD genießen konnten.

Gott sei Dank hatte ich jedoch vorher meinen Koffer nach dem MP3-Player durchwühlt. Wer den auch immer erfunden hat: Ich spreche ihm hiermit meinen Dank aus. Ich hatte ein Problem weniger und konnte die Fahrt genießen. Bis sich ein zweites Problem zeigte.

Wie ich schon gesagt habe, fuhren wir in den warmen Norden (in Australien ist eben alles verkehrt herum), und mit jedem gefahrenen Kilometer stieg die Temperatur im Auto. Nun bin ich als Mitteleuropäer aus Aachen eventuell andere Temperaturen gewöhnt als die Australier, was ja durchaus durch die unterschiedliche Lage der Kontinente zu erklären ist, aber es sollte eigentlich auch in Australien normal sein, bei Temperaturen, bei denen einem die Gurte Verbrennungen zweiten Grades zufügen, die Klimaanlage einzuschalten. Es würde der Haut ganz gut tun. Die Gurte waren aber nicht nur wegen der Temperatur gefährlich. Man wurde vielmehr des Öfteren in die die Gurte geschleudert. In unserem Auto befand sich nämlich ein fantastisches Hilfsmittel, das einem Bescheid gab, wenn man das Tempolimit überschritten hatte. Und wenn man zu schnell fährt, muss das natürlich sofort korrigiert werden. Meine Tante steigt dann in die Bremsen, ungeachtet der Autos hinter uns, die sich wegen unserem langsamen Tempo schon gestaut hatten. Die zahlreichen Bremsmanöver führten auch zu zahlreichen Kontakten der Stossstangen der nachfolgenden Autos. Aber wenn diese rücksichtslosen Jugendlichen heutzutage auch mit 75 KM/H über den Highway rasen sind sie es selbst schuld. Schlussendlich schafften wir es aber dennoch lebend vom Highway runter und waren nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt.

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