Montag, 28. Mai 2007

Schappführerschein

Mein letzter Post ist schon etwas länger her, das liegt aber einzig und allein daran, dass ich seit Freitag endlich meinen Führerschein habe und deshalb die ganze Zeit nur gefahren bin. Es liegt aber eventuell auch daran, dass momentan recht wenig in meinem Leben passiert, abgesehen von Klausuren ist recht wenig los. Jedoch hoffe ich, dass sich das spätestens mit dem Eintritt der Sommerferien ändert, schließlich ist für da doch der nächste Reisebericht mit Sarah und Antje geplant...und wenn da nichts passiert, dann kann ich es auch nicht ändern. Und bis es soweit ist, fahr ich einfach noch was Auto. Schappajetztführerschein.

Dienstag, 22. Mai 2007

Urlaubs-Resümee

Teil 9: Nachwort

Mit dem gegebenen Abstand von fast 2 Jahren kann ich mittlerweile sagen, dass meine Zeit in Australien in keinster Weise so schlimm war wie oben beschrieben und ich trotz allem sehr gerne wieder nach Australien fliegen würde. Zwar waren einige Ereignisse in der Tat so extrem, dass ich nicht viel hinzuzudichten brauchte, aber generell war auch das Zusammenleben mit den drei australischen Damen recht angenehm. Einzig und allein die Tatsache, dass einiges so geballt innerhalb weniger Tage zusammenkam, veranlasste mich meinem Ärger Luft zu machen. Da ich aber nicht direkt werden wollte, habe ich noch in Australien mit dem Schreiben dieses
Urlaubsberichts begonnen. Die Teile 1-6,5 sind auch in Australien oder unmittelbar danach entstanden. Teil 7 und 8 habe ich allerdings erst vor kurzem geschrieben, da ich eine Pause o. Ä. brauchte, jedenfalls hatte ich keine Motivation weiter zuschreiben. Diese hat sich aber vor kurzem erneut gemeldet, was evtl. mit dem Erstellen meines Blogs zu tun hat, zumindest macht es mir im Moment viel Spaß, Texte zu schreiben; oft ironisch gefasst, aber auch einfach so Sachen aufzuschreiben. Mein nächster größerer Reisebericht wird wahrscheinlich im Sommer anstehen, wenn ich mit meinen beiden Berlin-Reisenden eine Woche an den Rursee fahre. Bis dahin werde ich aber weiterhin auf meinem Blog kleinere Geschichten und Vorkommnisse aus meinem Alltag niederschreiben.

Montag, 21. Mai 2007

Und nochmal zum Great Barrier Reef

Teil 8: Endlich am Great Barrier Reef


Anscheinend wurden meine Gebete erhört – zumindest zum Teil. Als ich am nächsten Tag um 4.00 Uhr aufgewacht war, war keine Wolke am sternenklaren Himmel zu sehen. Kein Lüftchen wehte und in der Ferne kündigte sich der Sonnenaufgang an; in SEHR weiter Ferne. Auch heute frage ich mich noch, was meine Tante dazu bewegt hat mitten in der Nacht aufzustehen, wie verrückt durch die Ferienwohnung zu laufen und alle aufzuwecken. An diesem Tag hab ich es erstmal auf die Kosmische Strahlung geschoben und mich nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. Da es nun aber keinen Sinn mehr machte weiterzuschlafen, wurde wie zu erwarten war der Fernseher unmittelbar danach eingeschaltet, (damit auch alle die Geschichte der „Busy Busses“, komisch aussehende Busse mit Eigenleben, erleben konnten, dröhnten diese auf voller Lautstärke durch die ganze Feriensiedlung), stand ich auf, packte meine Sachen und bereitete mich auf den Ausflug zum Great Barrier Reef vor. Pünktlich um 6.15 verließen wir das Haus. Ich hab auf eine etwas frühere Zeit bestanden, da wir uns erst durch die Meute von busgeschädigten Feriengästen, die vor unserer Tür lagerten, kämpfen mussten. Dennoch schafften wir es, um viertel vor sieben unser Boot zu betreten: „The Spirit of 1770“, ein schöner Katamaran.

Zwar fuhren wir erst um 8.00 Uhr ab, jedoch wurde uns ein leckeres Frühstück serviert und somit die Wartezeit etwas verkürzt. Ansonsten geschah relativ wenig auf der Fahrt zu „Lady Musgrave Island“ die ca. 90 Minuten in Anspruch nahm. Allerdings lernte ich ein nettes Mädchen kennen, die ebenso geschädigt war wie ich und nach einem kurzen Austausch waren wir uns direkt sympathisch. Leider lernte ich danach auch noch ihren Freund kennen, mit dem ich mich aber nach einem kurzen Revierkampf auch gut verstand. Ungefähr 10 km vor der Insel konnten wir dann auch erste Ausläufer des Riffes sehen und meine Stimmung besserte sich merklich. Mit jedem Meter konnte man mehr durch das kristallklare, blaue Wasser erkennen und als wir 200 m von der Insel entfernt anhielten und mit kleinen Glasbodenbooten zur Insel selbst gefahren wurden, war ich mir sicher, dass dies der beste Tag seit langem werden würde. Auf „Lady Musgrave Island“ angekommen wurden wir direkt von einem Führer begrüßt, der uns über die Insel führte und letztendlich zum Strand brachte. Endlich hatten wir es geschafft. Nachdem wir uns noch auf unserem Schiff Neoprenanzüge geliehen hatten, konnten wir nun schwimmen – nein, nicht schwimmen, Schnorcheln.


Zusammen mit meinen beiden neuen Bekanntschaften, Emily, oder einfach Emi, und Charlie tat ich dann auch genau dies. Kaum 3 Stunden später wurden wir auf unser Schiff zurückgeordert. Was während dieser 3 Stunden passierte kann ich nicht genau wiedergeben, zu überwältigend war der Anblick dieses Naturphänomens. Zurück auf unserem Katamaran gab es dann Mittagessen, das im Vergleich zu bisher Erlebtem auch überraschen gut schmeckte. Währenddessen setzte sich unser Schiff wieder in Bewegung, jedoch nicht, um schon zurück zu fahren. Vielmehr brachte es uns zu einem weiteren Teil des Riffs. Warum es dies tat und uns nicht im bisherigen Teil Weiterschnorcheln ließ wurde mir erst später klar. Das nun kommende war nicht nur einfach ein Riff, es war vielmehr ein Korallenkessel. Hier hatten sich Korallen kreisförmig angeordnet, sodass ein Innenraum mit einem Durchmesser von gut 100-200 m entstanden war. Erneut wurden wir mit einem Glasbodenboot hier hin gefahren, diesmal aber einfach aus dem Grund, weil der Zugang relativ klein war und das große Schiff stecken geblieben wäre. Der kleine Zugang hatte aber auch noch den Vorteil, dass das Wasser wie in einer Korallenbadewanne angenehm warm war. Auch hier hatten wir ca. 3 Stunden Aufenthaltszeit und erneut zog ich mit Emi und Charlie los, um die Tiefen von diesem Teil des Riffes zu erkunden – Wassertiefe bis zu 15 m waren gegeben, die ich allerdings nicht bis komplett runter tauchte. Erneut waren die 3 Stunden viel zu wenig, das Riff einfach zu groß, um alles zu entdecken. Trotzdem begab ich mich zufrieden zu unserem Schiff zurück, es ging leider schon wieder Richtung Heimat.

Auf der Rückfahrt plauderte ich dann noch etwas mit den beiden, erzählte von mir, von Deutschland und was ich von Australien halte. Den Rest der Zeit verbrachten wir außerdem mit Karten spielen und so gesehen war es eine recht angenehme Rückfahrt. Und nach viel zu kurzen 9 Stunden Ausflug kamen wir um 17.00 Uhr wieder am Hafen an. Wir gingen von Bord, ich verabschiedete mich von Emi und Charlie und folgte den drei anderen zurück zu unserer Ferienwohnung. Kaum waren wir dort angekommen, brach das Chaos erneut los. Da wir am nächsten Tag zurückfahren wollten, mussten wir an diesem Abend noch unsere Koffer packen.

Ich ging hoch in mein Zimmer, nahm meinen Koffer, legte mir Klamotten für den morgigen Tag raus und packte den Rest ein. Danach kontrollierte ich alle Schränke, suchte nach meinem Buch, welches ich auf dem Nachttisch fand, und war keine 20 Minuten später fertig. Da Frauen ja bekanntlich etwas länger packen, ging ich schon mal nach unten und wollte das Abendessen vorbereiten, an diesem Tag sollte mir nichts meine Laune verderben können und ich wollte den Abend schön ausklingen lassen. Dieser Ansicht war ich noch als ich die oberste Stufe der Treppe betrat, sobald ich unten ankam wurde ich eines besseren belehrt. Anscheinend ist die australische Art zu packen doch noch unterschiedlicher im Gegensatz zur deutschen, als es am ersten Tag den Anschein hatte. Die fünf Koffer lagen alle offen und leer auf dem Wohnzimmerboden. Kerstin hatte ihren Koffer auch schon gepackt in der Ecke stehen und betrachtete das Schauspiel von der Küche aus.

Meine Tante und Eloise hatten den gesamten Kofferinhalt auf dem Boden verteilt und sprangen wie verrückt herum um das ganze zu sortieren. Eloise erschwerte das ganze etwas, indem sie ständig nach irgendwelchen Spielzeugen griff, sie betrachtete nur um sie danach in entgegengesetzter Richtung auf den Boden zu werfen. Nach 30 Minuten waren so zumindest die Spielzeuge sortiert, sie lagen alle in 2-3 m Entfernung an den Wänden, und konnten eingesammelt werden. Da Eloise ihrer Meinung nach nun ihren Teil erledigt hatte, wandte sie sich wieder dem Fernseher zu und meine Tante konnte die restlichen Klamotten in die Koffer packen. Gegen 19.30 waren dann sämtliche Koffer gepackt und im Auto verstaut. Meine Tante hatte dann die glorreiche Idee, Eloise aufzufordern doch schon mal schlafen zu gehen, da Morgen ein anstrengender Tag werden würde. Gut 2 Stunden Geschrei später willigte sie auch ein und ging nach oben. Ich folgte ihr und legte mich ebenfalls ins Bett, einfach um auf eine erneute Weckzeit meiner Tante vorbereitet zu sein. Zu dieser kam es jedoch zum Glück nicht und ich durfte bis 7.30 Uhr schlafen.

Nach einem schnellen Frühstück fuhren wir zur Rezeption, gaben den Schlüssel ab und machten uns auf den Weg nach Hause. Die Fahrt im Auto verlief ungefähr so wie die Hinfahrt, ich lenkte mich mit MP3-Player und Buch lesen ab und am frühen Abend kamen wir an. Der Tortur des Auspackens entging ich, indem ich mich bereit erklärte, für alle Pizza zu holen. Ansonsten passierte nicht mehr viel an diesem Tag, alle waren wir müde von der Autofahrt und am nächsten Tag war wieder Schule, wo ich nicht pausenlos dem Wahnsinn meiner Familie ausgesetzt war… Endlich!

Samstag, 19. Mai 2007

Great Barrier Reef, die zweite

Teil 7: Und wieder zum Great Barrier Reef?


Dummerweise konnte auch meine gut durchdachte Planung meine Tante nicht davon abhalten, am nächsten Tag gegen halb 5 aufzustehen. Hätte sie dann zum Beispiel Frühstück gemacht, hätte ich dir dieses Verbrechen an der Menschlichkeit noch verzeihen können. Da sie aber darauf bestand, die gesamte Ferienwohnung zu saugen, fiel es mir sehr schwer ihr dies zu vergeben. Nachdem der Staubsauger ausgeschaltet worden war, wurde ich mit einem „Guten Morgen“ meiner Tante begrüßt. Auf die Frage, ob ich denn auch gut geschlafen hätte, beschloss ich nicht zu antworten. Die Tatsache, dass der Fernseher erneut belagert wurde und bemitleidenswerte Menschen in Ganz-Körper-Kondomen über den Bildschirm hüpften, besserte meine Laune nur unmerklich. Mit einem leicht mürrischen Blick studierte ich das Fernsehprogramm und versuchte den Zeitpunkt herauszufinden, wo das frühmorgendliche Fernsehprogramm für kleine Kinder uninteressant wurde. Dieser wäre ca. gegen 9 Uhr eingetreten, sodass ich schon fürchtete, dass die Dauerbeschallung mir auch die letzten Gehirnwindungen die mir noch verblieben waren kappen könnte. Als dann auch noch die Nachricht kam, dass unser zweiter Ausflug zum Great Barrier Reef erneut wegen zu stürmischer See abgesagt worden war, hinterließen meine Zähne eine bleibende Erinnerung in der Tischplatte. Unser kleines Mitbringsel fing sofort an zu heulen, als jedoch das neueste „My Little Pony“ in der Werbung vorgestellt wurde, haben die Ponys anscheinend mit Zauberstab ihre Tränendrüsen verstopft und sie wandte sich wieder dem Fernseher zu.

Es war mittlerweile 5.15, daher beschloss ich zu frühstücken. Knapp 500 g Weizencerealien mit Farbstoffen, Geschmacksverstärkern und Vitaminzusätzen später schleppte ich mich zurück in mein Schlafzimmer und ließ mich rücklings auf mein Bett fallen. Nach 2 weiteren Stunden Schlaf wurde ich erneut in die Wirklichkeit zurückgeholt. Barbie und Ken trugen vor meiner Zimmertür gerade ihren Ehekrach aus, der darin endete, dass Ken vor meine Tür gesetzt wurde und Barbie ihn zwischen eben diese und die Motorhaube ihres Wagens klemmen wollte. Nach mehreren Versuchen, es war ja eine Frau am Steuer, eine Blonde Frau, fand das Auto dann auch sein Ziel und Ken erlag auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen.

Nach diesem herzzerreißenden Drama am frühen Morgen, sah ich ein, dass ich durch mein langes Schlafen zuviel von den spannenden Ereignissen des Tages verpasst hatte und stand auf. Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag in die Küche kam, erfuhr ich einen weiteren Schock: auf dem Küchentisch hatte meinen Tante bereits einen Plan für den heutigen Tag ausgearbeitet. Blitzschnell schossen mir mehrere Ideen durch den Kopf, wie ich diese Tortur abwenden konnte, verwarf sie aber alle wieder, da sämtliche Ideen zu einem gesundheitlichen Nachteil meinerseits führen würden. Erneut fügte ich mich meinem Schicksal und versuchte optimistisch zu denken; als ich jedoch den ersten Punkt der Tagesordnung las, konnte ich mich nur mit Mühe davon abhalten, mir selbst oder zumindest einer anderen Person etwas anzutun. Der Großteil dieses Tages war mit einem Einkaufsbummel im 15 km entfernten Shopping Centre verplant. Ich überlegt noch, ob ich nicht doch einen Magen-Darm-Infekt vortäuschen sollte, da klopfte mir meine Tante auch schon auf die Schulter und geleitete mich nach draußen zum Wagen. Sobald ich mich hingesetzt hatte, wurde mir eine genaue Erklärung dessen geliefert, was Eloise für ihren Ken alles kaufen musste, damit eine Versöhnungsparty stattfinden konnte (ich hielt mich zurück ihr zu sagen, dass sie für ihre paar Dollar weder das Barbie-Wohnmobil noch den Privatjet bekommen würde). Abgesehen davon verlief die Autofahrt aber recht ruhig und kurze Zeit später kamen wir im Parkhaus an. Wir fanden sogar schnell einen Parkplatz und da hier gerade ein Kleinbus ausgeparkt hatte, dachte ich, dass wir keine großen Probleme bekommen dürften.

Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt die Einparkkünste meiner Tante besser eingeschätzt. Dummerweise stand links neben unserem Parkplatz ein Betonpfeiler, also bat meine Tante mich, sie vom Beifahrersitz zu lotsen. Hätte meine Tante auf meine Anweisungen gehört, hätte das Ganze auch funktioniert. Berücksichtig man nämlich diverse physikalische Gesetze, ist es durchaus möglich, durch Drehen des Lenkrads die Räder in eine Querstellung zu bringen, was eine nach links gerichtete Bewegung erzeugen würde. Jedoch scheint diese Erkenntnis noch nicht ganz nach Australien durchgedrungen zu sein.
Nachdem sie meinen Anweisungen nicht vertraute, beauftragte sie Kerstin damit, sie von draußen zu dirigieren. Das hieß natürlich, dass sie zuerst wieder raussetzen musste, was ihr auch erstaunlich schnell gelang. Der zweite Versuch lief dann auch perfekt, allerdings nur bis zu eben jenem Punkt, wo sie eben eine zweite Hilfe angefordert hatte. Erneut betonte ich, dass sich der Wagen vom Betonpfeiler wegdrehen würde, was meine Tante jedoch sehr elegant überhörte. Auch die Bestätigung durch Kerstin fiel auf unfruchtbaren Boden, also stieg meine Tante aus um sich die schwierige Stelle selber anzugucken, sich zurück ins Auto zu begeben und mit einem Vortrag über zu kleine Parkplätze einen anderen zu suchen. Im Seitenspiegel beobachtete ich in der Zwischenzeit wie sich eine Strech-Limousine in die kleine Parklücke quetschte; passgenau.

15 Minuten später hatten dann auch wir endlich einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs gefunden und kaum 1 ½ km Fußmarsch später hatten wir es geschafft - der gemütliche Einkaufsbummel konnte beginnen. Doch sobald ich das Einknaufszentrum betrat und mich die kalte, klimatisierte Luft empfing, bekam ich leichte Zweifel, ob der weitere Verlauf des Tages mit meinen Vorstellungen eines gemütlichen Einkaufsbummels übereinstimmen würde. Mir schien als hätten sich sämtliche, australische Familien an diesem Tag in diesem Einkaufszentrum verabredet. Und natürlich hatte jeder dieser Familien ein 5-8 jähriges Kind dabei, das lauthals sein Bedürfnis nach irgendwelchen Spielsachen oder Süßigkeiten kundtat. Angestachelt von dem Geschrei ihrer Artgenossen, begann auch Eloise erneut ihre Stimme zu erheben und forderte uns auf, sie in das nächste Barbiegeschäft zu begleiten. Dies war allerdings eine ihrer besseren Ideen, hatte doch genau daneben ein „EB-Games“-Laden seine Pforten geöffnet. Der Gedanke mich unbemerkt davonschleichen zu können und ein bisschen Zeit unter normalen, PC-Verrückten Menschen zu verbringen, erzeugte ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht und ich erklärte mich bereit den kürzesten Weg zum „Barbie-Shop“ auszukundschaften. Hierbei legte ich nicht die Priorität auf die kürzeste Wegstrecke sondern auf den kürzesten Zeitaufwand. In einem Kaufhaus das zu 98% aus H&M-ähnlichen Läden besteht, ist dies ein großer, logistischer Aufwand wenn man 2 Frauen an sämtlichen Läden vorbeilotsen muss, ohne deren Aufmerksamkeit zu erregen. Es war kein voller Erfolg, allerdings hielten wir uns auch nicht all zu lange auf, 3 Stunden pro Bikini-Geschäft ist nun wirklich zu verkraften. Und da nur 2 Geschäfte besucht wurden, hielt es sich in Grenzen und wir konnten unseren Weg in Richtung EB-Games nach kürzester Zeit fortsetzen.

Zum ersten Mal hatte das Schicksal Mitleid mit mir und der Laden hatte geöffnet. Ich schickte Roberta mit Eloise ins Barbiefachgeschäft, gewährte somit Kerstin auch etwas freie Zeit und betrat endlich neutrales Gebiet. Die Freiheit dauerte aber nicht lange an, kaum 4 Stunden später wurde ich herauszitiert, da meine Tante unter Schrecken feststellen musste, dass es bereits 6 Uhr abends war (soviel zur genauen Tagesplanung von heute morgen). Somit gingen wir zurück zum Auto, fuhren nach Hause und machten es uns da gemütlich. Zumindest ich machte es mir gemütlich. Eloise verfiel in eine erneute Grundsatzdiskussion mit Kerstin über den übermäßigen Fernsehkonsum von Teenagern und die Benachteilung der kleineren Bevölkerung in Bezug auf die Kriterien bei der Zusammenstellung des Fernsehprogramms. Da sich so etwas über einen etwas längeren Zeitraum erstrecken konnte, belegte ich einfach die Couch, schaltete den Fernseher ein und versteckte die Batterien der Fernbedienung. Danach machte ich mir etwas zu essen und ließ den Abend ruhig ausklingen, da es keinen Streit mehr wegen des Fernsehprogramms gab. Eloise musste einsehen dass sie verloren hatte und stürmte wutentbrannt in ihr Zimmer; anscheinend reagierte sie sich an Ken ab der die nächste Nacht auf dem Sofa verbrachte. Meine Nacht sollte aber auch wieder zu kurz werden, da für den nächsten Tag der dritte Versuch einen Ausflug zum Great Barrier Reef zu machen anstand. Und ich hoffte, dass die See ruhig und das Schiff vollkommen in Ordnung war, noch so einen Tag würde ich nervlich nicht durchstehen.

Dienstag, 15. Mai 2007

Great Barrier Reef (?)

Teil 6: Auf zum Great Barrier Reef?


Mein Entschluss, früh ins Bett zu gehen erwies sich als Vorteil, denn am nächsten Morgen wurden wir früh geweckt: diesmal von meiner Tante. Ihrer Ansicht nach mussten wir für den 250 Meter langen Fußweg vom Hafen nämlich 2 Stunden vor der Abfahrtszeit unseres Schiffes aufstehen. 1 ½ Stunden muss man ja mindestens für einen so langen Weg einplanen: vor allem wenn man diesen zu Fuß zurücklegt. Nach einem schnell hinuntergewürgten Frühstück, Zeit für mehr als ein Glas Milch hat man ja nicht, machten wir uns dann auf den Weg und mussten überrascht feststellen, dass wir für diesen Gewaltmarsch doch nicht mehr als 15 Minuten gebraucht hatten. “Macht ja nichts, wir können uns ja solange die Geschäfte angucken”. Ich zweifele übrigens immer noch daran ob sie verstanden hat, warum um halb 6 Uhr morgens noch kein Geschäft geöffnet hat und alle Schaufenster dunkel sind. Somit setzten wir uns auf eine Bank am Hafen und betrachteten den Sonnenaufgang. Mit anderer Gesellschaft ist so ein Start in den Tag als schön zu betrachten, aber nicht wenn man in Hörweite einer 50-jährigen Frau sitzt, die jeden neuen Sonnenstrahl mit einem lauten “Juchhu” und einem nicht minder lauten “Hallo Sonnenstrahl” begrüßte.

Als wir auch dem letzten Sonnenstrahl unsere Telefonnummer gegeben hatten und uns auf einen Kaffee verabredet hatten, wurde mir Gnade zuteil, und es war für Frühaufsteher möglich, an Bord unseres Schiffes zu gehen. Ich hätte mich jedoch lieber von jedem einzelnen Sonnenstrahl verabschiedet und ihnen eine Gutenacht-Geschichte vorgelesen inklusive Gutenacht-Kuss, als zu glauben, dass wir für eine Fahrt auf diesem Boot Geld ausgegeben hatten. Man hätte vielleicht doch ein seriöses Unternehmen aus den zahlreichen Broschüren wählen sollen; dieses hier hatte einen leichten Beigeschmack von Hinterhofshandel in der Bahnhofsgegend. Bei näherem Betrachten sah die Titanic nach ihrem Zusammenstoss seetauglicher aus. Ich wurde aber eines besseren belehrt, manchmal zählen eben doch die inneren Werte. Betrachtet an den inneren Werten, würde man das hier nämlich nicht mal mehr in der Bahnhofsgegend verkauft bekommen. Unsere Plätze bestanden aus 4 Hartschalenstühlen, aufgestellt in Reihen von jeweils 2 Plätzen. Erschöpft ließ ich mich auf dem mir zugewiesenen Platz nieder, nur um danach wieder aufzuspringen, mir die abgesplitterte, rechte Seite des Stuhles aus dem Bein zu ziehen und nach Nadel und Faden zu fragen, damit ich die Blutung fürs erste stoppen konnte. Nach weiteren 20 Minuten hatte ich zumindest mein Blutfluss gestoppt und keine 5 Minuten später startete der Kapitän den Motor.

Aufgrund der Warnung dass wir etwas rauen Seegang haben würden, nahmen meine Tante und Kerstin jeweils eine Tablette gegen die Seekrankheit. Ich selber machte mir keine Sorgen, aber als unser Mitbringsel die Einnahme verweigerte mit der Begründung, dass ihr das letzte Mal auf dem Kinderkarussell schlecht geworden wäre, organisierte ich heimlich weitere Tüten. Somit ging es dann los (die von mir bestellten Tüten waren alle in Reichweite meines Arms verstaut um schnell reagieren zu können). Unser Schnellboot schoss nur so übers Meer und sprang über die Wellen. Aufgrund der rauen See, wurde der Kotzbrocken an ein Kinderkarussell erinnert und wurde seinem Namen gerecht. Man kann ihr aber eigentlich keinen Vorwurf machen, dass sie nicht selber zu dieser Erkenntnis gelangt ist, mit 7 ½ Jahren verfügt man eben noch nicht über die gewisse Reife um solche komplexen Entschlüsse zu fassen. Somit versuchte ich einfach das Röcheln und Würgen aus der Reihe neben mir zu ignorieren (was schwer möglich war; ich kenn keine andere Person, die sich gewisse Sachen lauter durch den Kopf gehen lässt).

Ich rief mir den Tagesplan ins Gedächtnis: Schnorcheln, Mittagessen, Schnorcheln und mit ein bisschen Glück auf der Insel zurückgelassen werden (dann könnte ich wenigstens mal ausschlafen). Ich wurde aber aus meinen Gedanken gerissen, weil unser Kapitän auf einmal an unserer Reihe vorbeistürmte und sich dabei sein T-Shirt vom Leib riss. Unser Boot stoppte und er sprang ins Wasser, tauchte unter und kam nach 2 Minuten wieder an Bord. Ohne weitere Erklärung warf er den Motor erneut an. Die anderen Passagiere schienen von diesem außerplanmäßigen Tauchgang nicht viel mitbekommen zu haben. Als sich unser Schiff aber um 180 Grad dreht, fragte ich eine Schiffsbegleiterin, ob wir zurückfahren. “Es ist mir nicht erlaubt Informationen dieser Art preiszugeben”, kam als Antwort. Nachdem unser übereifriger Soldat salutiert hatte und weggetreten war, begann ich einen Plan zu entwickeln, andere Passagiere auf diese Richtungsänderung aufmerksam zu machen. Den Satz “Ich kann unseren Abfahrtsort vor uns sehen” durchs Boot zu rufen erschien mir als die effektivste Methode. Als unsere Crew aufgrund der Preisgabe dieser Top-Secret-Information durchs Boot stürmte, wurden sie von deutlich mehr Leuten angesprochen, was mir die Chance gab mich schlafend zu stellen.

Ohne die Quelle des Aufruhrs gefunden zu haben, ließ sich die Crew dann doch dazu hinab zu sagen, dass unser Motor beschädigt sei und wir zurück müssten. Die üblichen Entschuldigungen folgten, ich hörte aber nicht mehr zu. Schlimmer als die Vorstellung nicht zum Great Barrier Reef zu kommen, war nur die Tatsache, dass wir keinen Notfallplan hatten, und ich bis auf weiteres den restlichen Tag in unserer Ferienwohnung mit Kerstin, meiner Tante und, was mir die Aussicht auf einen ruhigen Urlaubstag nahm, Eloise eingesperrt sein würde. Es ließ sich aber zu diesem Zeitpunkt nichts daran ändern und die einzige Alternative wäre gewesen, vom Schiff zu springen und sich mit den Steinfischen und Seeschlangen zu beschäftigen (wobei mir dieser Gedanke ganz gut gefiel, als meine Tante verkündete, dass sie schon ein paar Ideen für diesen Tag habe).

Als wir dann nach weiteren 30 Minuten wieder im Hafen ankamen, die 4 Stunden seit unserem Aufstehen hätte man auch durchaus sinnvoller verbringen können (Armdrücken mit einem Riesenkraken wäre nur eine Alternative), wurde sich noch mal entschuldigt und wir bekamen unser Geld zurück. So kamen wir zu unserer Ferienwohnung zurück. Der Wunsch der Nervensäge die Teletupperdosen zu gucken, wurde mit einem klaren “Nein” meinerseits beantwortet und ich schaltete auf den hauseigenen Movie Channel auf dem gerade “Star Wars Episode 5” lief. Die wahrscheinlich längsten 2 ½ Stunden für eine andere Person im Raum, aber um das Murren und Stöhnen kümmerte ich mich nicht. Als ich aber nach dem Film verkündete, dass ich auch noch unbedingt den nächsten Teil gucken muss, der zufälligerweise danach gesendet wurde, brach sie in Tränen aus und verlangte Gerechtigkeit. Es konnte sich meiner folgenden, logisch korrekten Argumentation jedoch nicht widersetzen und somit konnte ich in Ruhe das Ende des Todessterns erleben. Es war nun langsam Zeit fürs Mittagessen und ich räumte meinen Sofaplatz, einem heulenden und verzweifelten Etwas in der Ecke und begab mich in die Küche.

Etwas später und mit 3 Sandwiches gestärkt, überlegte ich was ich heute noch machen könnte, als mir meine Tante eröffnete, dass wir für den nächsten Tag auf einem anderen Schiff einen weiteren Ausflug zum Great Barrier Reef machen würden; Abfahrt um sieben Uhr wenn sich das Wetter hielte. Bevor sie aber die Planung für den nächsten Tag übernehmen konnte, setzte ich 5.30 Uhr als Weckzeit fest. Das würde uns genug Zeit geben uns fertig zu machen und um 6.30 loszumarschieren. Nachdem mein Plan akzeptiert worden war, wollte ich mich draußen an den Pool legen und etwas Schlaf nachholen. Ich hätte meinen Gedanken jedoch nicht laut aussprechen sollen. Diese Form der Urlaubsbeschäftigung ist in Australien anscheinend völlig unbekannt: “Wie? Einfach an den Pool legen? Ohne was zu tun? Das kann man doch zu Hause machen, da ist es noch viel schöner!” war der Kommentar meiner Tante. Ich überlegte, ob ich beiläufig erwähnen sollte, dass wir überhaupt keinen Pool haben, dieser mit Sicherheit nicht so sauber wie dieser, von Palmen überschattet Pool wäre und ich mir unter “am Pool liegen” was anderes vorstellte, als mich im Freibad auf 1 ½ m² zu quetschen und regelmäßig von einer Horde Kinder überrannt zu werden, die auf dem Weg zum Wasser ist. Ich verwarf diesen Diskussionsansatz jedoch und fügte mich meinem Schicksal. Als meine Tante nach 10 Gängen zum Auto alle Broschüren über Aktivitäten im Umkreis von 250 km rausgeschafft hatte, begann die Planung für den Tag. Die sah so aus, dass die Top 5 meiner Tante zur Abstimmung freigegeben wurde.

Als ich diese Liste sah, konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich diese zuerst verbrennen und die Asche in einer Urne auf den Mond schießen soll oder aber ob ich die Liste ans Weiße Haus schicken und einen Hilferuf beilegen sollte (den Gedanken verwarf ich aber, da ich nicht wollte, dass Bush nach Ansicht der Liste auch Australien bombardiert). Die Liste sah wie folgt aus:
1. Forest Walking
Einfach nur durch den Wald wandern, wobei man dies doch auch zu Hause machen kann und es da doch wie im Freibad viel schöner ist
2. Beach Walking
An sich gar nicht mal so schlecht, aber die Tatsache das man ohne Schwimmsachen diese Freizeitbeschäftigung betreibt und die Betonung eher auf “Walking” anstatt auf “Beach” liegt, lässt den Reiz schnell verfliegen.
3. Landschaftsrundfahrt
Das hieß Auto, und Auto hieß 5 bemitleidenswerte BSE-Fälle ertragen zu müssen
4. Stadtbesichtung
Sehr sinnvoll bei einer Stadt die aus etwas mehr als 1 ½ Strassen besteht
5. Teleschwuchtelland:
Was war mit den Steinfischen und den Seeschlangen?


Ich enthielt mich und Kerstin, die erstaunlicherweise keine Lust hatte sich anzusehen wie Tinky-Winky seinen Dipsy wohinsteckt, schloss sich widerwillig meiner Tante an und die 4 hyperaktiven Psychopathen wurden von der Stadtbesichtigung überstimmt. Dies geschah kurz und schmerzhaft und nach 35 Minuten war sie beendet und ich schaffte es endlich meine Tante davon zu überzeugen, dass es nun zu spät ist noch etwas zu unternehmen. Ich kam dazu, mich an den Pool zu legen, zog meinen Stuhl jedoch 4 Meter weiter weg um gar nicht erst in der Nähe von Wasserspritzern zu sein die mich wecken könnten. Pünktlich zum Abendessen wachte ich auf und nachdem ich gesättigt war, verzog ich mich ins Bett, um einem erneuten Fernsehstreit aus dem Weg zu gehen (ich konnte anhand des Geschreis jedoch den Sieger raushören). Mein Ziel für den Abend war, schnell einzuschlafen, denn trotz meiner sinnvollen Planung, mussten wir relativ früh aufstehen.

Sonntag, 13. Mai 2007

1770

Teil 5: Auf nach 1770


Am Donnerstagmorgen dachte ich, dass meine Tante von dem gut organisierten Aufbruch am Montag etwas gelernt hätte. Koffer waren zu meiner Überraschung schon am Abend vorher gepackt worden und zwecks einfacher Verladung in der Diele gestapelt. Ich hatte aber ein weiteres Mal nicht mit den Einfällen der kleinen Nervensäge gerechnet. Dieses kleine Balg eröffnete uns 10 Minuten vor Abfahrt, dass sie unbedingt ein Spielzeug aus einem der Koffer haben müsse, die glücklicherweise schon alle im Auto waren. Also wurden sämtliche Koffer wieder ins Haus geholt und ich konnte meine überaus eifrige Tante nur mit Mühe davon abhalten auch meinen Kulturbeutel zu durchsuchen. Als dem Flegel dann nach 1 ½ Stunden wilder Sucherei wieder einfiel, dass sie das Spielzeug zu Hause gelassen hatte, hielt mich nur der Gedanke an den langen Krankenhausaufenthalt davon ab, meine Hände ein bisschen um ihren Hals zu legen. Mit dieser leichten Verspätung bei der Abfahrt fuhren wir dann endlich nach 1770. Dies hieß erneut 3 ½ Stunden eingesperrt auf engstem Raum mit High5 oder, falls die einmal nicht laufen sollten, Murren und Geschrei sowie den sehr sinnvollen Kommentaren meiner Tante: ”Wenn dieser Berg nicht mitten im Weg stehen würde, könnten wir schon das Meer sehen”. Mag ja sein, aber die Tatsache dass der Berg unweigerlich existierte und zwischen uns und dem Meer zu diesem Zeitpunkt noch immer eine Strecke von 250 Kilometer lag, ließen mich an dieser Aussage zweifeln. Als wir nach 4 Stunden dann das Ortsschild zu 1770 passierten, die Stadt heißt so weil sie von James Cook 1770 gegründet wurde, konnte ich durch einen genialen Einfall einen weiteren Broschürenanfall verhindern (der Nachteil war, dass ich mich danach an dem sehr einseitigen Gespräch über den ach so tollen Baum am Straßenrand beteiligen musste).

Die weitere Fahrt zu unserem Hotel verlief aber ungewöhnlich ruhig, was mich jedoch unruhig machte. Als auch das Einchecken relativ normal verlief (die Worte verließen den Mund meiner Tante diesmal nur so langsam, dass man die Schallwellen sehen konnte), begann ich zu überlegen, ob die ganzen Ereignisse der Tage davor, einfach nur Zeichen von Überarbeitung waren. Dieser Gedanke verließ mich aber, nachdem wir unsere Schlüssel erhalten hatten und uns auf den Weg zu unserem Ferienappartement machten. Wenn man zwei identische Schlüssel in die Hand gedrückt bekommt auf denen ein und dieselbe Nummer (48) steht, hält man nicht vor den Appartements 39, 40, 41 und 42 und fängt an auszupacken. Es macht nämlich recht wenig Sinn, sämtliche Taschen zur Mittagshitze weitere 200 Meter zu unserem Appartement zu tragen. Als ich meine Tante von diesem logischen Gedankengang überzeugt hatte, zeigte sie Gnade und vollbrachte es die letzen 200 Meter zu unserem Appartement im Auto zurückzulegen. Unter Umständen hätte man dann auch noch so parken können, dass man die Koffer aus dem Kofferraum entnehmen kann, ohne dabei die Dehnbarkeit einer russischen Turnerin zu benötigen (dafür wäre aber natürlich ein größerer Parkplatz von Nöten gewesen, die 30 Quadratmeter, die unser Hotel zur Verfügung stellte, reichten dafür natürlich nicht).

Als wir dann nach einigen Schwierigkeiten unser Hab und Gut aus dem Auto bekommen hatten und unsere Sachen im Haus verteilten, wurde das Sofa direkt vom Balg belegt und der Fernseher auf die Teleschwuchteln geschaltet (erzieherische Maßnahmen seitens meiner Tante waren vergessen). Ich hatte dann aber erstaunlicherweise keine Lust auf weiteren Streit, weshalb ich mir meinen MP3-Player nahm und mich der Taubheit etwas näher brachte (Urlaub muss ja zu irgendwas gut sein). Den Rest des Tages verbrachte ich dann damit, so im Pool zu liegen und die deutsche Form von Urlaub zu praktizieren. Früh am Abend wurde mir aber klar, dass ein noch besserer Platz im Bett wäre. Am nächsten Morgen hieß es nämlich: Great Barrier Reef.

Freitag, 11. Mai 2007

Fraser Island

Teil 4: Fraser Island


Der nächste Morgen verlief ausgesprochen ruhig. Mein elektronischer Wecker wurde nicht gegen einen biologischen ausgetauscht und man konnte sich beim Frühstück unterhalten, ohne 200 Dezibel übertönen zu müssen. Gestärkt begaben wir uns dann zum Bus, der uns zur Fähre nach Fraser Island bringen sollte. Das einzige Problem war: es gab mehr als ein Unternehmen, das Ausflüge nach Fraser Island anbietet (was für eine Überraschung, hatte man doch vorher nur 3 verschiedene Angebote im Internet verglichen und 2 Tage davor noch ein paar Broschüren betreffend Fraser Island ergattert). Anstatt aber zur Information zu gehen - 50m Wegstrecke sind ja auch wirklich zu viel - fragte meine Tante den nächsten Passanten zu welchem der 30 Busse wir denn gehen müssten, nur um danach mit einem, “Nein, das weiß ich nicht”, als Antwort sich den schönsten Bus auszusuchen und sich lauthals über unfreundliche und inkompetente Auskünfte auszulassen. Um dem zu entgehen, schlich ich mich zum Informationsbüro, ich will ja keine unnötige Aufmerksamkeit erregen und meinerseits mit Fragen bestürmt werden, und fragte die Dame hinter dem Schalter nach unserem Ausflugsunternehmen. Knapp 4 Sekunden und 2 Mausklicke später, begab ich mich zu meiner Tante zurück und wies auf den richtigen Bus am anderen Ende des Parkplatzes. Natürlich wollte sie sich aber noch vergewissern, rannte nun selbst zum Informationsbüro und beschwerte sich, dass hier nicht überall Schilder stehen, damit man eindeutig sehen kann, welcher Bus welchem Unternehmen gehört. Ohne der Frau auch nur den Hauch einer Chance zu lassen, um zu antworten, drehte sich meine Tante um und stürmte auf unseren Bus zu. Wir stiegen also endlich in den richtigen Bus und kamen ca. 10 Minuten später am Anlegeplatz der Fahre an. Nach weiteren 20 Minuten Fahrtzeit erreichten wir Fraser Island, nur um dort wieder vor 50 verschiedenen Bussen zu stehen. Mir graute schon vor dem schlimmsten und ich begann mir ein Loch im Sand zu graben, um mich zu verstecken, als die Rettung nahte: wir wurden alle nach Busunternehmen aufgeteilt und zu unseren Bussen geführt.

Die Busse waren insofern bequem und komfortabel, solange sie sich nicht auf den perfekt instand gesetzten Strassen der Insel bewegten. Es kam durchaus des Öfteren vor, dass man mit dem Kopf durch die Decke stieß weil unser Fahrer des Öfteren ein kleines Schlagloch übersah, die meisten waren unwesentlich größer als die Krater nach einem nuklearen Angriff. Wir fuhren also weiter und nach 5 Minuten wurde meine Tante, die übrigens neben mir saß weil die Nervensäge unbedingt neben Kerstin sitzen wollte, aufgrund dieser lustigen Fahrt an alle Attraktionen in Disneyland erinnert und begann diese mit unsere Fahrt zu vergleichen: Die Wasserbahn sei zu nass, der Autoscooter zu wild und die Achterbahn zu schnell gewesen… Das abstoßende Murren im Umkreis von 20m konnte sie nicht davon abhalten auch noch allen zu erzählen, was bei ihr meistens nach dem Genuss einer Achterbahn passiert, ich habe das aber leider nicht mitbekommen da ich mich flugs der Vegetation von Fraser Island zuwandte. Nach weiteren 10 Minuten im Bus verschwand aber die Vegetation und wir fuhren auf den Strand.

Wie schon am Vortag beim Anblick der Wale verebbte mein gesamter Ärger , denn als sich die Bäume rechts und links lichteten und man auf den weißen Sand, das kristallklare Wasser und den kilometerlangen Strand sah, wollte man einfach nur aussteigen und die ganze Welt umarmen. Zu diesem Zeitpunkt wurden wir von unserem Fahrer drauf aufmerksam gemacht, dass man im September des öfteren Wale vom Strand aus sehen kann und wir ihm doch einfach Bescheid sagen sollten wenn wir einen erblicken. Normale Menschen würden Bescheid sagen, indem sie zum Fahrer hingehen und ihn darauf aufmerksam machen, ganz diskret und ohne große Aufregung. Meine Tante verstand unter “Bescheid sagen” aber etwas anderes. Als sie einen Wal erspähte, sprang sie von ihrem Sitz (beim Olympischen Hochsprung hätte ihr diese Höhe Gold und einen neuen Weltrekord gebracht) und brüllte mit einer Lautstärke, dass sich Scooter wie die Öcher Domknaben angehört hätte: “STOPPT DEN BUS!!! WALE, STOPPT DEN BUS!!!” Unser Fahrer entkam nur knapp einem Herzinfarkt und die übrigen Passagiere drehten ihren Kopf zur Quelle dieses Lärms. Hätte man mich zu diesem Zeitpunkt an eine Autokreuzung gestellt, aufgrund der Farbe meines Kopfes hätten alle Autos anhalten müssen. Nur leider gab es auf Fraser Island keine Autokreuzungen, weshalb ich im Bus sitzen bleiben musste und mich nur mit einem verlegenen Lächeln wehren konnte. Nachdem sich unser Fahrer wieder seiner Funktion als Busfahrer bewusst geworden war, nahm er den dezenten Hinweis meiner Tante zur Kenntnis und verlangsamte unsere Fahrt. Wir fuhren dann eine Zeitlang neben den Walen her (wenn man 100-200 Meter Entfernung als „neben“ bezeichnen kann) bis wir uns von ihnen verabschieden mussten und dem ersten unserer Ziele auf Fraser Island entgegen fuhren. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass Fraser Island eine Insel komplett aus Sand ist, trotz allem aber eine durchaus üppige Vegetation aufweist. Außerdem ist Fraser Island für seine so genannten “Creeks” bekannt, Süßwasserflüsse, die im Inneren der Insel entspringen und sich dann mit ihrem eiskalten Quellwasser ihren Weg zum Strand bahnen, um da in den Pazifischen Ozean zu münden. Zu einem dieser Creeks fuhren wir gerade und als ich aus dem Bus stieg und mich die warme Pazifikluft umgab, verschlug es mir abermals die Sprache. Inmitten eines dichten Waldes, war ein 10 Meter breites, baumfreies Stück, aus dem Wasser strömte.

Unser Fahrer gab uns noch den Rat, nicht direkt ins Wasser zu gehen, da Quellwasser von Natur aus sehr kalt sei. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich aber nur noch 2% dessen war, was um mich herum geschah (der Nachteil war der Schock den ich später bekam als ich die Klamotten sah, welche meine Tante trug nachdem sie sich umgezogen hatte: Khaki-Shorts, gelbes Shirt, Sandalen die man nicht mal bei Birkenstock bekommen kann und dazu weiße Socken. Wer hat am ersten Urlaubstag was von Kleiderordnung gesagt?). Ich ging also ungeachtet des Hinweises einfach drauf los und kaum stand ich im Wasser, merkte ich wie sich mir die Haare aufstellen; zum Teil wegen des kalten Wassers, aber auch wegen dem Anblick der sich mir bot: Diamantklares Wasser, weißer Sand, Palmen am und im Wasser – kurzum: das Paradies. Getrübt wurde dies einzig durch die kurze Aufenthaltszeit von 35 Minuten.

Danach fuhren wir weiter, es war mittlerweile 12.30 Uhr, und wir erreichten unseren Aufenthaltsort fürs Mittagessen. Diesmal war ich jedoch auf einen Logikanfall meiner Tante vorbereitet und ich sagte ihr, dass ich die ganze Sache vorher schon in Erfahrung gebracht hätte und das Essen auf jeden Fall umsonst sei. Somit konnten wir direkt das Buffet stürmen; das Essen war im Gegensatz zum Vortag ausgesprochen gut. Gegen 1.30 Uhr ging es dann weiter zu unserem Nachmittagsstopp für diesen Tag. Schon auf dem Weg dahin versuchte unser Fahrer uns einige Informationen über den See zu geben; leider tat er dies auf Alleinunterhalterart, weshalb ich mich wieder begann für andere Dinge zu interessieren. Meine kleine Cousine rechts neben mir hatte eine seltene Eingebung, dass es manchmal besser ist die Klappe zu halten; könnte aber auch damit zusammengehangen haben, dass er sich beim Essen so schlecht benommen hat, dass meine Tante Fernseh- und Computerverbot für den nächsten Tag ausgesprochen hat. Wenn man dabei die Tatsache, dass wir keinen Computer dabei hatten und wir den nächsten Tag eh zu 95% im Auto verbringen würden, aus den Augen lässt, zeigte sie damit zum ersten Mal erzieherische Qualitäten. Nachdem wir uns weitere 20 Minuten über Strassen quälten, die irgendwann mal das Ziel atomarer Schlachten waren, erreichten wir letztendlich Lake Birrabeen. “Das besondere an diesem Süßwassersee ist sein niedriger PH-Wert von 4,7”, meinte unser Fahrer. Im Prinzip kann einem der PH-Wert aber vollkommen egal sein, vor allem wenn man einen tiefblauen See sieht, der von Sanddünen umgeben ist auf denen Palmen nur so wuchern. Dies war zum Glück unser letzter Stopp für den Tag, die hieß nämlich mehr als 2 Stunden Aufenthalt. Dies war zwar leider auch zu schnell vorbei, aber es hatte meine Laune erheblich gebessert. Somit fuhr ich mit einem leichten Grinsen im Bus zurück zur Fähre.

Als wir schlussendlich unser Hotel erreichten, kam mir der Tag gar nicht mal so schlimm vor. Ich hatte aber nicht mit einem weiteren Gefühlsausbruch eines kleinen, menschlichen Wesens gerechnet. Sie wollte heute unbedingt ihre Lieblingssendung im Fernsehen gucken, welche sich aber mit der Lieblingssendung von Kerstin überschnitt. Kerstin machte dann jedoch den Fehler mit dem Verbot meiner Tante zu argumentieren, woraufhin das Kind anfing zu schreien und meinte, dass alle gegen sie seien. Aufgrund der bevorstehenden Abfahrt am nächsten Tag, beschloss ich deshalb, früh ins Bett zu gehen und das Revier den anderen zu überlassen.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Whale Watching

Teil 3: Whale Watching:


Nach einem gemütlichen Aufstehen um 6.30 Uhr - der Wecker wurde dabei durch das Geschrei des Kindes ersetzt - und einem gemütlichen Frühstück - Musik aus dem Radio wurde dabei durch das Geschrei des Kindes ersetzt - zogen wir uns an und marschierten zum Hafen. Auf dem Weg erklärte uns Eloise zwischen zahlreichen Schluchzern, warum es nicht auf das Boot wollte und dass Whale Watching eh scheiße ist. Aber alles schreien half nichts und nach einem kurzen Fußmarsch von weniger als 7km kamen wir am Hafen an und gingen an Bord. Hier bewies meine Tante, dass sie außerordentlich gut logisch denken kann. Wir hatten eine Tagestour einschließlich Mittagessen gebucht, also musste sie natürlich fragen ob wir denn auch was zu essen bekommen oder ob wir uns noch schnell was “an Land” kaufen sollten damit wir auf “hoher See” nicht hungern müssen. Als diese Unklarheiten dann aber schließlich geklärt waren (die Informationen über diese Tour waren aber auch wirklich nicht ausreichend und schlecht erklärt) begaben wir uns aufs obere Deck und warteten darauf abzulegen. Das Kind fragte sofort, wann es denn die ersten Wale sehen kann und schmiss sich bei dem Versuch das offene Meer zu sehen fast über die Reling. Nachdem es sich wieder gefangen hatte, kam es zurück zu uns, setzte sich zu uns auf die Bank und starrte murrend auf seine Füße. Nach 3 Minuten Schweigen wurde dann endlich die Frage gestellt die ich seit der Autofahrt vermisst hatte: ”Sind wir schon da?” “Nein.” “Warum nicht?” “Der Kapitän hat noch nicht abgelegt.” Warum nicht?” Weil es noch nicht 11.30 Uhr ist.” “Warum nicht” “DAS HAT DER LIEBE GOTT EXTRA SO GEMACHT DAMIT KLEINE KINDER WIE DU IMMER NERVENDE FRAGEN STELLEN KOENNEN!” Nach meiner Erklärung entschied es sich dann doch sich wieder für Füße zu interessieren und bewegte sich erst wieder als der Motor des Schiffes zu laufen begann. Mit einem freudigen Jauchzer wurde dieses Ereignis willkommen geheißen und die Reling erneut bestürmt. Es ging also los, mit dem Schiff zu Walen und Delphinen.

Wir fuhren erst einmal geraume Zeit einfach aus offene Meer hinaus, als bekannt gegeben wurde, dass das Mittagessen serviert werde. Meine Tante war sich, nachdem sie 4 Crewmitglieder mit der Fragen darüber in den Wahnsinn getrieben hatte, immer noch nicht sicher das wir ein Gratis Mittagessen bekommen, aber das wurde von Kerstin und mir einfach ignoriert und wir gingen unter Deck, um uns zu stärken. Das war ein Fehler. Nach dem “Genuss” von Speis und Trank wusste ich warum das Essen gratis war, in zivilisierten Staaten bekommt man nämlich Geld wenn man sich als Testperson für irgendetwas bewirbt. Unterbrochen wurde das Festmahl jedoch von 2 Walen die sich unserem Boot näherten. Vergessen war das Essen, das Geschrei und sogar die sanfteste Weckmethode seit es Wecker gibt, als die Ozeanriesen immer näher kamen und man nur noch ins Wasser springen wollte um mit ihnen zu schwimmen. Die weitere Fahrt waren wir dann von Walen umgeben und kein Gefühlsausbruch kleiner Kinder konnte meine Laune trüben. Selbst als uns die Giganten des Meeres verließen hielt meine gute Stimmung an – bis wir in unser Hotelzimmer zurückkehrten. Eloise wollte unbedingt die Teledummys gucken und rechnete Kerstin vor, wie lange sie denn am Abend davor “Australien sucht den Superstar” geguckt hat. Dass kleine Kinder zu dem Zeitpunkt schon lange im Bett liegen sollten, hat sie elegant ausgelassen. Schlussendlich endete es damit, dass Kerstin vor dem Fernseher lag und sich das Kind an der Schulter meiner Tante ausweinte und von ihrem schlimmsten Tag berichtete: Erst Whale Watching und dann auch noch keine Teletunten. Ich machte mir in der Zeit was zu essen und ging früh ins Bett, es könnte am nächsten Tag ja wieder ein Wecker vorgehen.

Mittwoch, 9. Mai 2007

Hervey Bay

Teil 2: Ankunft in Hervey Bay


Unser erster Stopp führte uns nach Hervey Bay. Hervey Bay haben wir ausgesucht, weil es DER Punkt für Whale Watching ist, außerdem ist Fraser Island leicht zu erreichen. Als wir das Ortsschild passierten, überkam mich wieder das Reisefieber und ich fingerte aus meinem Rucksack den Plan für unseren Aufenthalt in Hervey Bay. 3 Tage, Whale Watching, Ausflug nach Fraser Island, weiter nach “Town of 1770”. Alles war gerammelt voll wie ich voller Zufriedenheit feststellte als aus dem vorderen Teil des Wagens der freudige Ausruf “BROSCHÜREN!” erklang, gefolgt von einer Schumi-reifen 90Grad Drehung nach rechts. Was danach passierte kann ich nicht genau sagen, da mir vor dem Ende des Fahrmanövers graute und ich meine Augen vor der harten Wirklichkeit verschloss um mich in eine ablenkende Traumwelt zu flüchten: Eine einsame Strandpromenade empfing mich, leicht bekleidete, junge, hübsche Frauen reichten Coktails und weitere junge, hübsche Frauen sonnten sich am FKK-Strand…als eine Autotüre knallte und mich aus dem Paradies riss. Meine Tante war aus dem Auto gehetzt und rannte auf das nächste Touristeninformationsbüro zu, bedrängte die Frau hinter dem Schalter um danach auf das Regal mit den überlebenswichtigen Broschüren, mit Aktivitäten in und um Hervey Bay, zu stürzen, so viele wie möglich zusammenzuraffen, nur um danach einer Nashornstampede gleich zum Auto zurück zu rasen, den Gang einzulegen und vom Parkplatz zu verschwinden, wie man es sonst nur aus Mafiafilmen nach einem gelungenen Banküberfall kennt. Die ganze Aktion dauerte weniger als 2 Minuten und erinnerte mehr an SSV bei C&A als an von Arbeit geplagte, humanoide Lebewesen. Zurück im Auto wurde dann die Beute bestaunt und sie fragte uns, ob man sich lieber eine “Ausstellung der schlimmsten Haiangriffe mit original Ausstellungsstücken“ anschauen sollte oder ob die “Schlimmsten Mutationen an menschlichen Lebewesen hervorgerufen durch chemikalische Abfälle in den Weltmeeren” interessanter sein könnte. Es ist ja durchaus möglich die eine oder andere Aktivität in unseren Plan aufzunehmen. Die weitere Fahrt zu unserem Hotel verlief dann zum Glück ohne weitere Zwischenfälle und wir fuhren auf den Parkplatz. Nach kurzem Geschrei, weil das kleine Kind nicht die Tür öffnen durfte, konnten wir dann doch die Rezeption betreten.

Mit einer zuckersüßen Stimme die von einem Lächeln der Art “Ach du scheiße, was will die?” begleitet wurde, hauchte meine Tante ein “Hi” heraus. Der arme Mann hinter dem Rezeptionsschalter konnte nicht mehr rechtzeitig in Deckung springen und der Alarmknopf für den Katastrophenschutz lag außer der Reichweite seines Arms, somit musste er die Qual über sich ergehen lassen. Nach dem “Hi” meiner Tante folgte erstmal Stille, die 30 Sekunden später unterbrochen wurde als der bemitleidenswerte Mann die Frage stellte: ”Wie kann ich ihnen helfen?” Damit hatte er sich sein eigenes Grab geschaufelt. Normale Menschen würden nach dieser Frage einen Dialog führen, der ungefähr wie folgt aussieht: “Ich habe vor 2 Wochen ein Zimmer für 2 Nächte gebucht auf den Namen Schmitz”. Man bekommt dann die Schlüssel und ist glücklich. Meine Tante empfand die selbe Frage aber offenbar als eine Einladung, ihre gesamte Lebensgeschichte zu erzählen. Wir hatten zum Glück nicht die Fotosammlung eingepackt, es hat auch ohne Ultraschallfotos der süßen, kleinen, 16-jährigen Kerstin lange genug gedauert (ich habe in der Zwischenzeit Albert Einsteins Formel verbessert und auf meinem Handy 2 neue Betriebssysteme programmiert damit Microsoft uns keinen Ärger mehr machen kann.). Als meine Tante dann genug erzählt hatte, kam sie zum eigentlichen Sinn dieses Monologs zurück, den ich oben ja schon beschrieben habe. Wir bekamen unsere Schlüssel und waren glücklich. Es war mittlerweile zu spät geworden für die Late-News und ich sank ins Bett. Was hatten wir doch für einen erlebnisreichen, spannenden und unvergesslichen Tag. Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand Whale Watching auf dem Programm.

Dienstag, 8. Mai 2007

Urlaub in Australien

Während der 11.1 war ich für ein halbes Jahr in Australien. Diese Zeit war mit Abstand eine der besten die ich erlebt habe, was unter anderem auch an meiner Gastfamilie lag, wobei die Betonung mehr auf "Familie" liegt als auf Gast; gewohnt habe ich bei der Frau des Bruders meines Stiefvaters und ihren zwei Töchtern. Auch die Schule die ich besucht hab war klasse und die Stadt, Brisbane, ist noch größer als Aachen. Allerdings gab es auch ein paar kleine Angewohnheiten meiner Tante, an die ich mich erstmal gewöhnen musste; aufgefallen ist mir dies bei unserem Urlaub, als wir jeden Tag zusammen was unternommen haben. Um diese Erlebnisse zu verarbeiten habe ich angefangen einen kleinen, leicht sarkastischen Urlaubsbericht zu schreiben...

Teil 1: Die Hinfahrt


Endlich. Nach 8 Wochen nervenaufreibender Schule standen für meine Tante, meine zwei Cousinen, Eloise (6) und Kerstin (15), und mich die Ferien vor der Tür. Es sollte am Montag um 7.00 losgehen. Aus diesem Grund packte ich am Sonntagabend meine Sachen und somit stand meinerseits dem Urlaub nichts mehr im Wege. Zumindest war das bis Montag 6.15 Uhr der Fall. Abfahrbereit betrat ich die Küche. In Australien ist es aber anscheinend üblich, 30 Minuten vor der Abfahrt mit einer Zahnbürste im rechten und einem Löffel Müsli im linken Mundwinkel herumzulaufen und zu packen, wobei die raustropfende Milch, die sich mit der Zahnpasta vermischt, einfach weggewischt wird. Bei soviel Hektik ist es natürlich verständlich, dass man überhaupt nicht bemerken kann, dass die Farbe des auf links gedrehten und falsch herum getragenen Pullovers überhaupt nicht mit der Farbe der Pyjamahose harmoniert. Sollte man es dann gegen 7.15 Uhr doch geschafft haben seinen Mund leer zu räumen und sich einer zwar inoffiziellen aber dennoch geltenden Kleiderordnung bewusst zu werden, kann es dann endlich losgehen…mit Reisevorbereitungen. Ich war froh auch endlich mal etwas beitragen zu können und beförderte die doch beeindruckende Menge an Koffern in den Wagen (ich frage mich immer noch wie Frau soviel in so wenig Zeit einpacken kann) und als alle Koffer einen Platz im Auto gefunden hatten, waren die Brote geschmiert, Wasserflaschen in der Kühltasche verstaut und ein leichter Anflug von Reisefieber überkam mich.

Mit einer Verspätung, die man selbst bei der deutschen Bahn selten erlebt, fuhren wir dann los, in den warmen Norden (man, muss das für euch Europäer blöd klingen). Nach ca. 10 Minuten kam dann die erste Wortmeldung meiner liebenswerten, süßen, schnuckeligen, 6-jährigen Kusine. Der kleine Fratz wollte etwas Musik hören - Musik ihrer Lieblingsband - High 5. Ich war zu diesem Zeitpunkt jedoch zu müde um irgendetwas dagegen einwenden zu können. Heute ist mir klar, dass ich besser Amnesty International eingeschaltet hätte, denn auch musikalische Folter ist laut Menschenrechten verboten. Nach dem dritten Stück konnte ich mich schon gar nicht mehr über diese neue Art der Folter beschweren, da mir die Droge der High 5 auf Ecstasy schon sämtliche Gehirnwindungen gekappt hatte. Nach 2 weiteren Liedern sehnte ich mich nach einem Modern Talking Lied, selbst Dieter Bohlen benutzt mehr Akkorde, und als wir bei Lied 8 angekommen waren, hätte mir sogar HipHop gefallen. Damit die ganze CD aber auch pädagogisch sinnvoll ist, erklangen am Ende dieser musikalischen Massenvernichtungswaffe (wo ist George W. Bush wenn man ihn mal braucht?) sämtliche Lieder in einer Karaokeversion erneut aus den Lautsprechern. Und der kleine Fratz wollte die natürlich nicht auslassen. Nach einer weiteren halben Stunde Folter wurde dann aber endlich die CD zu meinen Gunsten gewechselt: Phantom of the Opera. Modern Talking und die Möchtegernmusiker aka Rapper waren vergessen und die ersten Akkorde der Ouvertüre ertönten. Ein Glücksgefühl durchströmte mich…das jedoch nicht lange hielt. Bei “Think of Me” besann sich der kleine Bengel neben mir auf seine Anwesenheit im Auto zurück. Es heißt unter anerkannten Musikern, dass die Rolle der Christine sehr schwer zu singen ist, was unter anderem an dem hohen E liegen könnte. Was mir auf dieser Fahrt bewiesen wurde ist, dass ein 6-jähriges, kleines Kind NICHT in der Lage ist, die Rolle der Christine zu singen und ich weiß seit dieser Fahrt ganz genau, warum 6-jährige, kleine Bälger eben genau dies NICHT tun sollten. Das hohe E hört sich nämlich einfach nur schlimm an wenn es wie ein tiefes Cis klingt; und das auch noch schräg gesungen.

Wir fuhren also weiter unserem Ziel entgegen und obwohl die Zeit rückwärts zu laufen schien, wurde es Mittag. Zudem fuhren wir gerade durch ein sehr schönes Städtchen mit den verlockendsten Angeboten für einen 16-jährigen Teenager der nicht gefrühstückt hatte: Burger King, McDonalds, Kentucky Fried Chicken, Subway… Was will man eigentlich mehr? “Ein gemütliches, zur Umgebung passendes Café” entschied meine Tante. Dass ich fieberhaft nach etwas suchte mit dem ich sie zu einer Notbremsung zwingen konnte, entging ihr jedoch. Wir fuhren also weitere 2-3 Stunden bis wir besagtes Café gefunden hatten: “Eine gemütliche, zur Umgebung passende Pommesbude mit Plastikstühlen an der Hauptstrasse!” Hier aßen wir also zu Mittag bevor es dann weiterging, und wir im Auto die zweite Drogen-CD genießen konnten.

Gott sei Dank hatte ich jedoch vorher meinen Koffer nach dem MP3-Player durchwühlt. Wer den auch immer erfunden hat: Ich spreche ihm hiermit meinen Dank aus. Ich hatte ein Problem weniger und konnte die Fahrt genießen. Bis sich ein zweites Problem zeigte.

Wie ich schon gesagt habe, fuhren wir in den warmen Norden (in Australien ist eben alles verkehrt herum), und mit jedem gefahrenen Kilometer stieg die Temperatur im Auto. Nun bin ich als Mitteleuropäer aus Aachen eventuell andere Temperaturen gewöhnt als die Australier, was ja durchaus durch die unterschiedliche Lage der Kontinente zu erklären ist, aber es sollte eigentlich auch in Australien normal sein, bei Temperaturen, bei denen einem die Gurte Verbrennungen zweiten Grades zufügen, die Klimaanlage einzuschalten. Es würde der Haut ganz gut tun. Die Gurte waren aber nicht nur wegen der Temperatur gefährlich. Man wurde vielmehr des Öfteren in die die Gurte geschleudert. In unserem Auto befand sich nämlich ein fantastisches Hilfsmittel, das einem Bescheid gab, wenn man das Tempolimit überschritten hatte. Und wenn man zu schnell fährt, muss das natürlich sofort korrigiert werden. Meine Tante steigt dann in die Bremsen, ungeachtet der Autos hinter uns, die sich wegen unserem langsamen Tempo schon gestaut hatten. Die zahlreichen Bremsmanöver führten auch zu zahlreichen Kontakten der Stossstangen der nachfolgenden Autos. Aber wenn diese rücksichtslosen Jugendlichen heutzutage auch mit 75 KM/H über den Highway rasen sind sie es selbst schuld. Schlussendlich schafften wir es aber dennoch lebend vom Highway runter und waren nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt.

Ein schöner Tag...?

Was ist das doch heute für ein wundervoller Tag. Die Abiturienten müssen schwitzen, heute haben sie ihre mündliche Prüfung im vierten Fach, dabei dürfen sie nicht gestört werden, alle anderen Stufen haben deshalb frei. Abgesehen vom Wetter, was könnte schöner sein?

Um diese Frage zu beantworten genügt ein Blick auf die Uhrzeit. Ich schreibe dies zu nachtschlafender Zeit um 10.40. Warum bin ich aufgestanden und nicht in meinem warmen, bequemen Bett liegen geblieben? Das Wetter hat mich bestimmt nicht aufstehen lassen, es muss also einen anderen Grund geben, der wiederum unweigerlich etwas mit Schule zu tun hat. Glücklicherweise wurde nämlich in der Schule beschlossen, die Stufe 12 zu ärgern, indem man sie heute auch Klausuren schreiben lässt. Darum durfte ich heute um Punkt 8.00 Uhr anwesend sein um in Geschichte eine Rede von 1930 zu analysieren. Dadurch habe ich gestern auch eine Party verpasst, da ich ungern unausgeschlafen und mit Kater eine Abiturrelevante Arbeit schreibe. Kurz gesagt: Die Woche ist jetzt schon gelaufen.

Wenn doch wenigstens das Wetter schön wäre...

Freitag, 4. Mai 2007

Verursachen einer nuklearen Explosion steht unter Strafe

Die Deutsche Rechtssprechung verblüfft einen immer wieder. Soeben musste ich erfahren, dass nicht nur der unerlaubte Handel mit radioaktiven Stoffen verboten ist, selbst wegen dem Verursachen einer kleinen, nuklearen Explosion kann man vor Gericht und verurteilt werden, das Gesetz sieht für diesen Tatbestand eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe vor.

Quelle: Strafgesetzbuch (StGB) §328
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/stgb/gesamt.pdf