Montag, 21. Mai 2007

Und nochmal zum Great Barrier Reef

Teil 8: Endlich am Great Barrier Reef


Anscheinend wurden meine Gebete erhört – zumindest zum Teil. Als ich am nächsten Tag um 4.00 Uhr aufgewacht war, war keine Wolke am sternenklaren Himmel zu sehen. Kein Lüftchen wehte und in der Ferne kündigte sich der Sonnenaufgang an; in SEHR weiter Ferne. Auch heute frage ich mich noch, was meine Tante dazu bewegt hat mitten in der Nacht aufzustehen, wie verrückt durch die Ferienwohnung zu laufen und alle aufzuwecken. An diesem Tag hab ich es erstmal auf die Kosmische Strahlung geschoben und mich nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. Da es nun aber keinen Sinn mehr machte weiterzuschlafen, wurde wie zu erwarten war der Fernseher unmittelbar danach eingeschaltet, (damit auch alle die Geschichte der „Busy Busses“, komisch aussehende Busse mit Eigenleben, erleben konnten, dröhnten diese auf voller Lautstärke durch die ganze Feriensiedlung), stand ich auf, packte meine Sachen und bereitete mich auf den Ausflug zum Great Barrier Reef vor. Pünktlich um 6.15 verließen wir das Haus. Ich hab auf eine etwas frühere Zeit bestanden, da wir uns erst durch die Meute von busgeschädigten Feriengästen, die vor unserer Tür lagerten, kämpfen mussten. Dennoch schafften wir es, um viertel vor sieben unser Boot zu betreten: „The Spirit of 1770“, ein schöner Katamaran.

Zwar fuhren wir erst um 8.00 Uhr ab, jedoch wurde uns ein leckeres Frühstück serviert und somit die Wartezeit etwas verkürzt. Ansonsten geschah relativ wenig auf der Fahrt zu „Lady Musgrave Island“ die ca. 90 Minuten in Anspruch nahm. Allerdings lernte ich ein nettes Mädchen kennen, die ebenso geschädigt war wie ich und nach einem kurzen Austausch waren wir uns direkt sympathisch. Leider lernte ich danach auch noch ihren Freund kennen, mit dem ich mich aber nach einem kurzen Revierkampf auch gut verstand. Ungefähr 10 km vor der Insel konnten wir dann auch erste Ausläufer des Riffes sehen und meine Stimmung besserte sich merklich. Mit jedem Meter konnte man mehr durch das kristallklare, blaue Wasser erkennen und als wir 200 m von der Insel entfernt anhielten und mit kleinen Glasbodenbooten zur Insel selbst gefahren wurden, war ich mir sicher, dass dies der beste Tag seit langem werden würde. Auf „Lady Musgrave Island“ angekommen wurden wir direkt von einem Führer begrüßt, der uns über die Insel führte und letztendlich zum Strand brachte. Endlich hatten wir es geschafft. Nachdem wir uns noch auf unserem Schiff Neoprenanzüge geliehen hatten, konnten wir nun schwimmen – nein, nicht schwimmen, Schnorcheln.


Zusammen mit meinen beiden neuen Bekanntschaften, Emily, oder einfach Emi, und Charlie tat ich dann auch genau dies. Kaum 3 Stunden später wurden wir auf unser Schiff zurückgeordert. Was während dieser 3 Stunden passierte kann ich nicht genau wiedergeben, zu überwältigend war der Anblick dieses Naturphänomens. Zurück auf unserem Katamaran gab es dann Mittagessen, das im Vergleich zu bisher Erlebtem auch überraschen gut schmeckte. Währenddessen setzte sich unser Schiff wieder in Bewegung, jedoch nicht, um schon zurück zu fahren. Vielmehr brachte es uns zu einem weiteren Teil des Riffs. Warum es dies tat und uns nicht im bisherigen Teil Weiterschnorcheln ließ wurde mir erst später klar. Das nun kommende war nicht nur einfach ein Riff, es war vielmehr ein Korallenkessel. Hier hatten sich Korallen kreisförmig angeordnet, sodass ein Innenraum mit einem Durchmesser von gut 100-200 m entstanden war. Erneut wurden wir mit einem Glasbodenboot hier hin gefahren, diesmal aber einfach aus dem Grund, weil der Zugang relativ klein war und das große Schiff stecken geblieben wäre. Der kleine Zugang hatte aber auch noch den Vorteil, dass das Wasser wie in einer Korallenbadewanne angenehm warm war. Auch hier hatten wir ca. 3 Stunden Aufenthaltszeit und erneut zog ich mit Emi und Charlie los, um die Tiefen von diesem Teil des Riffes zu erkunden – Wassertiefe bis zu 15 m waren gegeben, die ich allerdings nicht bis komplett runter tauchte. Erneut waren die 3 Stunden viel zu wenig, das Riff einfach zu groß, um alles zu entdecken. Trotzdem begab ich mich zufrieden zu unserem Schiff zurück, es ging leider schon wieder Richtung Heimat.

Auf der Rückfahrt plauderte ich dann noch etwas mit den beiden, erzählte von mir, von Deutschland und was ich von Australien halte. Den Rest der Zeit verbrachten wir außerdem mit Karten spielen und so gesehen war es eine recht angenehme Rückfahrt. Und nach viel zu kurzen 9 Stunden Ausflug kamen wir um 17.00 Uhr wieder am Hafen an. Wir gingen von Bord, ich verabschiedete mich von Emi und Charlie und folgte den drei anderen zurück zu unserer Ferienwohnung. Kaum waren wir dort angekommen, brach das Chaos erneut los. Da wir am nächsten Tag zurückfahren wollten, mussten wir an diesem Abend noch unsere Koffer packen.

Ich ging hoch in mein Zimmer, nahm meinen Koffer, legte mir Klamotten für den morgigen Tag raus und packte den Rest ein. Danach kontrollierte ich alle Schränke, suchte nach meinem Buch, welches ich auf dem Nachttisch fand, und war keine 20 Minuten später fertig. Da Frauen ja bekanntlich etwas länger packen, ging ich schon mal nach unten und wollte das Abendessen vorbereiten, an diesem Tag sollte mir nichts meine Laune verderben können und ich wollte den Abend schön ausklingen lassen. Dieser Ansicht war ich noch als ich die oberste Stufe der Treppe betrat, sobald ich unten ankam wurde ich eines besseren belehrt. Anscheinend ist die australische Art zu packen doch noch unterschiedlicher im Gegensatz zur deutschen, als es am ersten Tag den Anschein hatte. Die fünf Koffer lagen alle offen und leer auf dem Wohnzimmerboden. Kerstin hatte ihren Koffer auch schon gepackt in der Ecke stehen und betrachtete das Schauspiel von der Küche aus.

Meine Tante und Eloise hatten den gesamten Kofferinhalt auf dem Boden verteilt und sprangen wie verrückt herum um das ganze zu sortieren. Eloise erschwerte das ganze etwas, indem sie ständig nach irgendwelchen Spielzeugen griff, sie betrachtete nur um sie danach in entgegengesetzter Richtung auf den Boden zu werfen. Nach 30 Minuten waren so zumindest die Spielzeuge sortiert, sie lagen alle in 2-3 m Entfernung an den Wänden, und konnten eingesammelt werden. Da Eloise ihrer Meinung nach nun ihren Teil erledigt hatte, wandte sie sich wieder dem Fernseher zu und meine Tante konnte die restlichen Klamotten in die Koffer packen. Gegen 19.30 waren dann sämtliche Koffer gepackt und im Auto verstaut. Meine Tante hatte dann die glorreiche Idee, Eloise aufzufordern doch schon mal schlafen zu gehen, da Morgen ein anstrengender Tag werden würde. Gut 2 Stunden Geschrei später willigte sie auch ein und ging nach oben. Ich folgte ihr und legte mich ebenfalls ins Bett, einfach um auf eine erneute Weckzeit meiner Tante vorbereitet zu sein. Zu dieser kam es jedoch zum Glück nicht und ich durfte bis 7.30 Uhr schlafen.

Nach einem schnellen Frühstück fuhren wir zur Rezeption, gaben den Schlüssel ab und machten uns auf den Weg nach Hause. Die Fahrt im Auto verlief ungefähr so wie die Hinfahrt, ich lenkte mich mit MP3-Player und Buch lesen ab und am frühen Abend kamen wir an. Der Tortur des Auspackens entging ich, indem ich mich bereit erklärte, für alle Pizza zu holen. Ansonsten passierte nicht mehr viel an diesem Tag, alle waren wir müde von der Autofahrt und am nächsten Tag war wieder Schule, wo ich nicht pausenlos dem Wahnsinn meiner Familie ausgesetzt war… Endlich!

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